Historischer Hintergrund

Bereits 1400 bis 800 v.u.Z. war unsere Heimat von Bronzemenschen besiedelt, was sich anhand von zahlreichen Hügelgräbern und Töpfereien, die in der Dübener Heide gefunden wurden, bezeugen lässt. Ein Hügelgrab mit 19 Gräbern wurde 1954 bis 1958 bei wissenschaftlichen Ausgrabungen  am Blauen See (ehem. Tonkeuten) entdeckt. Ein Nachbau findet sich in der Nähe des Gesundbrunnen Richtung Gossaer Berg.

 

Um 800 unserer Zeit drangen aus dem Osten slawische Völkerstämme (Sorben) als friedliche Kolonisten auch in die Dübener Heide vor. Dort, wo sie sich niederließen, bestimmten oftmals natürliche Gegebenheiten die Namen ihrer Siedlungen. Beeindruckt von der großen Anhäufung gewaltiger Steine, nannten sie einen dieser Orte Kamenica (altsorbisch für Stein). Als sichere Siedlung wurde ein sandiger Hügel (heutiger Schloss-Standort und der Dorfplatz) gewählt, der von sumpfigen Gebiet umgeben war und somit ein guter Schutz gegen Feinde war.

 

Mit dem Einzug der Germanen wurden die Slawen bis zum Ende des 10. Jahrhunderts fast komplett vertrieben und fast 200 Jahre lang war die Landschaft so gut wie unbewohnt. 

 

Erst im 12. Jahrhundert erfolgte die Wiederbesiedlung durch angeworbene westdeutsche- und niederländische Bauern. So entstand das deutsche Straßen-Angerdorf Kempnitcz (Steindorf). Als die wirtschaftliche Nutzung an Bedeutung gewann wurden die Sümpfe nach und nach trockengelegt, die Gewässer eingeufert, zahlreiche Bewässerungsgräben angelegt, Spulwerke, Deiche, Teiche und Wassermühlen (Obermühle, Untermühle, Kammmühle) errichtet.

 

Im Jahre 1462 gehörte Kempnitz laut Lehensbrief noch Burghardt von Doeben. Die Lehens-Familie von Rabiel aus Pouch ließ Kemnitz dann 1531 durch einen eingesetzten Verwalter bewirtschaften und verkauften es 1549 an Jakob von Koseritz. 1605 erfolgte durch familiäre Vererbungsverträge eine Teilung in einen oberen Teil mit der alten Burg, genannt Burgkemnitz, und einen unteren Teil, genannt Neukemnitz. 1617 wurden die Besitzungen wiedervereint als Burckkemnitz. 1661 heiratete Anna Sophie von Koseritz dann Bodo von Bodenhausen. 1669 wurde ihr Bruder und eingetragener Erbe Hans Heinrich von Koseritz in Brüssel ermordet. Da die von Koseritz-Vettern (die übrigen männlichen Erben) die Schuldsummen auch nach 18 Jahren nicht zusammen bekamen, konnte von Bodenhausen schlussendlich 1686 eine Umwandlung des Wiederkaufes in einen Erbkauf erwirken und übernahm als Gläubiger das Lehensgut und beglich in bar die restliche Kaufsumme an seine Schwiegereltern.

 

Hans Heinrich als jüngster Sohn von Bodo von Bodenhausen bekam das Rittergut Burgkemnitz. Seine prägenden Leistungen waren der ab 1696 begonnene Bau des Schlosses und der Neuaufbau der Barockkirche 1722.

 

Sein Sohn Hans Bodo von Bodenhausen kümmerte sich zwischen 1868 und 1880 um den Um- und Ausbau des Schlosses im Neorenaissancestil. 1865-1890 entstand die Anlage des Schlossparks als naturnahe Kultur- und Erholungslandschaft (Teiche, Sichtachsen, Zyklopenmauer, ...). Zudem wurde ein großzügiger Hirschgarten angelegt. 1886-1890 ließ er die Tonröhrenfabrik mit Reichsbahnanschluss bauen und 1901 ein Neubau der Schule. Er wurde 1921 auf dem Kirchfriedhof beigesetzt (großes Steinkreuz). 

 

Baron Kraft Bodo von Bodenhausen währte bis 1945 in Burgkemnitz.

Er wurde von den neuen Gemeindevertretern aus dem Schloss verwiesen, man verbannte ihn aus seinem Einflussgebiet nach Holsteitz bei Zeitz, wo er bis zu seinem Tod 1952 verblieb. Sein gesamter Besitz wurde durch die Bodenreform 1946 entschädigungslos enteignet und zum Volkseigentum, wenig später 1951 zum Parteieigentum der SED gemacht.

 

Erst nach 1990 kam es zu einer einvernehmlichen Kontaktaufnahme zwischen Kirche, gemeindlichen Vertretern und der Familie von Bodenhausen und zur symbolischen Beisetzung des Barons und seiner Frau auf dem Erbbegräbnis der Familie von Bodenhausen in Burgkemnitz. Auch ihr Sohn Ado und seine Frau Brigitte wurden dort auf eigenen Wunsch beigesetzt. 

 

"Kurz nach der Wende erwarb das Schloss der Landkreis Bitterfeld für einen Euro. Seit 1996 war das Schloss die neue Heimat für Menschen mit Behinderung, da der Caritasverband Magdeburg es in Erbpacht übernommen hatte. Einige Jahre später errichtete die Caritas jedoch aus Kostengründen für die Kinder einen Neubau in unmittelbarer Nachbarschaft des Schlosses, ..." (Auszug aus MZ/sh vom 18.07.2006)

 

2010 wird Burgkemnitz als eigenständige Gemeinde aufgelöst und ist nun Ortsteil der Gemeinde Muldestausee. 

 

Heute ist das Schloss in Privatbesitz.

 

Quelle: "Die Gewässer zu Burgkemnitz - Teil 1" von Bodo Reinhardt 2022

Namensveränderung

1346* Kempnitcz

1456   Kempnitz

1531    Kemnitz 

1605   Burg- und Neukemnitz

1617    Burckkemnitz

1686   Burgkemnitz